02. Februar 2025
Für Giordano Bruno ist alles in Bewegung, es gibt kein fertiges Böses und kein fertiges Gutes. Sein Denkansatz ist, dass es das Böse geben mag im Übergang, aber eben nur dynamisch, da wir dem Folgezustand - willkürlich wie wir sind - früher oder später etwas Gutes abgewinnen können. So gesehen ist Gutes und Böses nichts anderes als menschliches Denken. Was es aber gibt ist eine Schöpferkraft, deren Macht groß genug ist, ihre Schöpfung in ständiger Dynamik zu halten.
26. Januar 2025
Renaissance ist Wiedergeburt. Sie betrachtet neben dem Raum auch die Zeit und die Geschichte in Kreisläufen, die kein Ende haben werden und in denen alles wiederkehrt. Das meint auch der in dieser Zeit geborene Giordano Bruno. Die Ewigkeit kann nicht konstant sein. Vielmehr leben wir in einer Welt der Dynamik, die nie aufhört, sich zu bewegen, einer Welt, die selbst eine endlose Bewegung ist. Wie Bruno angesichts dessen über das, was wir als das Böse bezeichnen, denkt, folgt im nächsten Brief.
19. Januar 2025
Im Buch Exodus offenbart sich Gott mit der Antwort, dass es keinen Begriff gibt, mit dem er zu begreifen wäre. Er spricht: Ich bin da, als der ich da sein werde. Das ist, was du von mir wissen musst. Wo immer du bist, was immer du brauchst, wird dir sein durch meine Begleitung. Ich werde dich nie verlassen, ich werde stets bei dir sein. Das ist mein ganzes Wesen.
Ein Beistand, der möchte, dass du bist, dass du unterwegs bleibst und dass du zurückfindest zu deinem Ursprung, der ich selber bin.
12. Januar 2025
Joachim Ringelnatz hat einst die Frage aufgeworfen, was wir tun würden, wenn wir das neue Jahr regieren könnten? Für sich selbst hat er diese wie folgt beantwortet: "Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich die ersten Nächte schlaflos verbringen und darauf tagelang ängstlich und kleinlich ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen. Dann - hoffentlich - aber laut lachen und endlich den lieben Gott abends leise bitten, doch wieder nach seiner Weise das neue Jahr göttlich selber zu machen."
31. Dezember 2024
Die Wahrheit über uns ist unsere bedingungslose Liebenswürdigkeit. Mögen wir zum Jahreswechsel die Liebe nicht verschlafen und nicht verrauschen, sondern einander schenken und Herz an Herz nie mehr voneinander lassen mögen - hinein in die Ewigkeit schreitend.
Damit wir 2025 aus einer Ethik heraus leben, die nichts weiter will, als auf der Suche nach der Wahrheit unbegrenzt allen Menschen mit Mitgefühl zu begegnen und den Kampf ums Dasein im Schatten der Macht des Todes zu überwinden.
22. Dezember 2024
Vor wenigen Tagen erklärte ein Religionswissenschaftler, dass das, was wir als Weihnachtsgeschichte kennen, weder historisch nachvollziehbar noch in dieser Form im Neuen Testament zu finden sei. Vielmehr handle es sich bei der uns bekannten Szenerie mit dem Kind in der Krippe um ein Zusammenfließen verschiedener Texte aus unterschiedlichen Quellen. Weihnachten entstehe in unseren Köpfen. Für mich lautet die wahre Weihnachtsbotschaft etwas anders: Weihnachten entsteht in Deinem Herzen!
15. Dezember 2024
Die Annäherung an die Wahrheit hinter den vergänglichen Erscheinungen fühlt sich nach einer schwierigen Geburt an. Passend dazu hat Platon diesen Prozess als Mäeutik bezeichnet - als Hebammenkunst. Wir werden quasi zu Geburtshelfern einer Wahrheit, die in der Seele jedes Menschen angelegt ist, aber von vorgefassten Meinungen, oberflächlicher Betrachtung und Selbstbetrug überlagert ist. Sie zu heben kann tatsächlich eine schwierige Geburt werden, die nicht ohne Schmerzen und Wehen vonstatten geht
08. Dezember 2024
Die Sinne unseres Körpers vermitteln uns nur das Äußerliche, nur ein Abbild des darunter liegenden Geistigen. Dieses Äußerliche ist niemals die Wahrheit. Das zeigt sich allein dadurch, dass es sich ständig verändert - genauso wie wir selbst ständiger Veränderung unterliegen.
Die Wahrheit der Dinge hält sich im Strom der Zeiten unvergänglich. Das Höhlengleichnis von Platon lehrt uns, unseren Sinneswahrnehmungen als möglichen Täuschungen auf den Grund zu gehen und damit ans Licht zu treten.
01. Dezember 2024
Als sich 1942 die Lebensbedingungen der jungen niederländischen Jüdin Etty Hillesum unter der deutschen Besatzung schnell und massiv verschlechtern, schildern ihre Tagebücher und Briefe eine bemerkenswerte menschliche und spirituelle Entwicklung unter den Bedingungen von Krieg und Verfolgung. Sie sind Zeichen der Zuversicht, dass uns sogar in den dunkelsten Zeiten kraftvolle Worte der Hoffnung geschenkt werden können, durch die ein Mensch nicht in Feindbildern stecken bleiben bleiben muss.
24. November 2024
Giannina Wedde schreibt in ihrem wahrhaft tröstlichen Gedicht mit dem Titel „Einwilligung“: "Der Trost hat mich gefragt, ob ich bereit bin, durch den Schmerz hindurchzugehen, anstatt ihn zu umkreisen, und ob ich meinen Finger so lange in die Wunde lege, bis ich das Unversehrte darin fühlen kann. Er hat mich gefragt, ob ich mich halten lassen werde von Armen, die nichts je wieder in Ordnung bringen, und ob ich schweigen kann, bis irgendwann wie ein warmer Atem ein gutes Wort mich streift..."