01. Dezember 2024
Als sich 1942 die Lebensbedingungen der jungen niederländischen Jüdin Etty Hillesum unter der deutschen Besatzung schnell und massiv verschlechtern, schildern ihre Tagebücher und Briefe eine bemerkenswerte menschliche und spirituelle Entwicklung unter den Bedingungen von Krieg und Verfolgung. Sie sind Zeichen der Zuversicht, dass uns sogar in den dunkelsten Zeiten kraftvolle Worte der Hoffnung geschenkt werden können, durch die ein Mensch nicht in Feindbildern stecken bleiben bleiben muss.
24. November 2024
Giannina Wedde schreibt in ihrem wahrhaft tröstlichen Gedicht mit dem Titel „Einwilligung“: "Der Trost hat mich gefragt, ob ich bereit bin, durch den Schmerz hindurchzugehen, anstatt ihn zu umkreisen, und ob ich meinen Finger so lange in die Wunde lege, bis ich das Unversehrte darin fühlen kann. Er hat mich gefragt, ob ich mich halten lassen werde von Armen, die nichts je wieder in Ordnung bringen, und ob ich schweigen kann, bis irgendwann wie ein warmer Atem ein gutes Wort mich streift..."
17. November 2024
Joachim Gauck hat in seiner Zeit als Bundespräsident zum Totengedenken eine Rede gehalten, welche neben dem Gedenken und der Trauer die Hoffnung auf Versöhnung und die Verantwortung für den Frieden betont. Diese Verantwortung möchte ich jedoch nicht den Staatsmännern und Politikern überlassen - auch nicht Herrn Gauck. Denn Verantwortung bedeutet, dass wir unser Denken, Sprechen und Handeln konsequent auf Frieden und Versöhnung ausrichten. Nicht Ideologie, sondern Liebe wird die Welt verändern.
10. November 2024
In einer Zeit zunehmender einander diametral gegenüberstehender Positionen stellt sich mehr denn je die Frage, wie wir mit diesen gegensätzlichen und unvereinbaren Ansichten umgehen können? Diese Frage hat vor 600 Jahren auch Nikolaus von Kues beschäftigt. Sein Konzept des Zusammenfalls der Gegensätze („Coincidentia oppositorum“) zu einer Einheit lässt uns im Vertrauen darauf leben, dass das, was uns alle trägt, eine Liebe ist, welche die Widersprüche zu erzeugen, aber auch zu überwinden vermag.
03. November 2024
Der Wunsch nach Heimat lässt sich nur schwer befriedigen - möchte der Mensch doch meist genau das haben, was gerade nicht da ist. Lass uns also darauf besinnen, was Heimat wirklich bedeutet und wo sie zu finden ist. Der Schriftsteller Robert Kroiß schrieb dazu: "Heimat ist nicht nur ein Wort, Heimat das bist Du und ich. Heimat ist nicht nur ein Ort, Heimat die ist innerlich. Heimat ist stets wo ich bin, schlägt in meinem Herzen. Heimat ist des Lebens Sinn, nicht ein Land mit Grenzen..."
27. Oktober 2024
Einssein mit der Schöpferkraft - unter diesem Titel finden seit genau fünf Jahren meine begleiteten Pilgertouren statt. Denn Schöpferkraft ist etwas, das erfahren werden möchte. Erst dadurch wird uns das Wunder der Schöpfung und die uns geschenkte Fähigkeit, selbst zu erschaffen, bewusst. Ich durfte die vergangenen vier Tage reichlich von dieser schöpferischen Kraft erfahren - sowohl derjenigen, die alles hervorbringt, als auch jener, welche der menschlichen Kreativität entspringt:
20. Oktober 2024
Der Herbst macht uns deutlich, dass jede Lebensstufe zeitlich begrenzt ist. Genauso möge der Mensch dem Ruf des Lebens folgen und nicht festhalten. Denn das Leben ist ein fortwährender Prozess, der eine Ausweitung von Stufe zu Stufe vorsieht. Hermann Hesse beschreibt diesen Prozess in "Stufen", einem seiner bekanntesten Gedichte: "Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern..."
13. Oktober 2024
Ob - wie auf dem spanischen Camino - am Ziel des Pilgerwegs das Meer, oder - wie beim Münchner Jakobsweg - ein See liegt, ist für den Pilger nicht das Entscheidende. Ein spanisches Sprichwort besagt: "Nach Jerusalem wandert man, um Jesus zu finden, nach Rom geht man zum Papst, doch auf dem Pfad nach Santiago de Compostela sucht man sich selbst." Aber ist nicht jeder Lebensweg im Grunde genommen eine Suche nach sich selbst? Mögen Dir meine Briefe auf diesem Weg eine hilfreiche Begleitung sein.
06. Oktober 2024
Menschen wie ich, die ständig vom Gedanken getrieben sind, die Welt zu verbessern, sollten sich ab und zu an diese eindringlichen Worte von Hermann Hesse erinnern: "Ein Wort gibt es, das in eurer Munde mich leicht verdrießlich macht… Es ist das Wort von der Weltverbesserung. Die Welt ist nicht da, um verbessert zu werden, auch ihr seid nicht da, um verbessert zu werden. Ihr seid aber da, um ihr selbst zu sein, damit die Welt um diesen Klang, um diesen Ton, um diesen Schatten reicher sei."
29. September 2024
Aus Anlass des 250. Briefes greife ich heute dem Impuls des ersten Textbriefes aus dem März 2020 auf. Es ging in dieser alten Überlieferung um „Wer weiß?“ als Lebenseinstellung. Was nicht bedeutet, keine eigene Meinung zu haben oder in Lethargie zu verfallen. Vielmehr geht es um eine innere Sicherheit, eine tiefe Gewissheit. Das ist mehr als Glauben und Hoffen. Es ist Vertrauen! Ein Vertrauen, welches nicht nur ausgesprochen, sondern gelebt und erfahren werden möchte. Jetzt - durch Dich!

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