Brief 85 - Die könnten mir gestohlen bleiben...

Heute soll es um die Menschen gehen, die Du in Deinem Leben nicht wirklich gebraucht hättest. Diejenigen, die Dir auf die Nerven gehen oder an denen Du Dir die Zähne ausbeißt. Zeitgenossen, für deren Verhalten Du Deinen Daumen nach unten zeigen lässt.

Sie machen ganz schön viel mit Dir: Manche sorgen dafür, dass Dein Gedankenkarussell sich munter dreht oder Dir die Galle hochgeht. Andere machen Dir Angst, die Dir auf die Blase schlägt oder im Nacken sitzt. Und dann gibt es noch diejenigen, die in Dir Trauer oder gar Verzweiflung auslösen können.

 

Nicht selten fühlst Du Dich ihnen ohnmächtig ausgeliefert. Weil Du sie nicht ändern kannst. Da hilft auch die leise Ahnung, dass diese Menschen - nebst ihrem für Dich und andere negativen Verhalten - in Dir etwas auslösen, was mit Deiner Geschichte zu tun hat, nur bedingt. Und doch ist es so: Dieselbe Person, die Dich in Deinen Grundfesten erschüttern kann, wird jemand anderen nicht aus der Ruhe bringen.

Dafür braucht sich niemand zu grämen. Es sind unsere Erfahrungen und Prägungen, die hier gedanklich mit hineinspielen. Und das nicht selten ziemlich böse.

 

Wie rauskommen aus dieser Zwickmühle? Wir versuchen es mal mit mit einem Ratschlag des 1869 in Berlin geborenen und 1966 in Kilchberg am Zürichsee (da, wo die gute Lindt-Schokolade herkommt) verstorbenen Friedrich Wilhelm Foerster. Er war Philosoph, Pädagoge und Pazifist. Eine durchaus hilfreiche Kombination für unsere Herausforderung.

Er rät:

 

Zwingt euch immer, an die guten Seiten des anderen zu denken und an die Wohltaten, die er euch vielleicht schon erwiesen, oder überhaupt an des Gute und Erfreuliche, was ihr von ihm gelernt habt - vergegenwärtigt euch alles recht hell, dann lichtet sich das Dunkel eures Ärgers.

 

Das kann wahrlich Licht ins Dunkel unserer gedanklichen Verstrickungen bringen.

In einem anderen Text geht er noch weiter, indem er feststellt:

 

Wir machen uns selten klar, welchen Einfluss das Geheimste, was wir über einen Menschen denken, auf sein wirkliches Handeln ausübt, und wie das, was wir von ihm erwarten, lähmend oder lösend auf seine inneren Kräfte wirkt. Man sagt nicht umsonst, dass der Mensch nicht verloren gehen könne, solange ein anderer wahrhaft an ihn glaubt.

 

Diese Aussage bedeutet nicht einfach das Ende der Ohnmacht, sondern eine schier unglaubliche Wirksamkeit. Und Du brauchst dazu nicht mal in großartige Aktivität zu verfallen. Allein Deine gedankliche Energie hat einen ungeahnten Einfluss auf Deine Umwelt.

Das hört sich fast unheimlich an. Und doch wird es immer wieder festgestellt. Du kannst es glauben oder bezweifeln - weil wir es mit unserer Ratio nicht nachvollziehen können.

Daher mein Vorschlag: Ausprobieren! Denn Gedanken sind unbestritten unheimlich mächtig! Sie erschaffen unsere Realität, beeinflussen unsere Gefühle, unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und folglich unser gesamtes Leben.