Brief 81 - Wir brauchen ein neues Wir-Gefühl

Mein heutiger Brief stellt eine doppelte Premiere dar: Zum ersten Mal schreibe ich über Fußball und damit zu einem Thema, von dem ich nicht viel mehr verstehe, als dass das Spiel 90 Minuten dauert und zum Schluss meistens nicht die Hamburger gewinnen.

Diese Woche waren es aber auch nicht die Deutschen und die Schweizer…

 

Was um alles in der Welt bringt mich dazu, als komplett Ahnungsloser über etwas zu schreiben, bei dem sich doch gefühlt 90% meiner gleichgeschlechtlichen Mitmenschen als absolute Experten betrachten?

 

Es ist ein munterer WhatsApp-Chat, der sich nach dem gestrigen Ausscheiden der Schweizer Nationalmannschaft zwischen meinen beiden Schwestern und mir entwickelt hat. Darin stellte eine der beiden erstaunt fest, was für ein „Wir-Gefühl“ die Menschen bei einem Ereignis wie dieser Europameisterschaft doch entwickeln. Plötzlich gehören alle zusammen und identifizieren sich als Nation oder Fußballfans. Die andere Schwester, sie lebt in der Schweiz, berichtete heute, dass es nur ein Gesprächsthema gebe. Und sie bezeichnete diese Gespräche als „kollektive Trauer mit Gesprächstherapie“. Also noch mehr Wir-Gefühl.

 

Ein Ballspiel von 90 Minuten (wenn wir mal die Verlängerung und das Elfmeterschießen weglassen) macht's möglich! Mehr braucht es anscheinend nicht.

Welches sind die entscheidenden Faktoren für dieses Wir-Gefühl? Der Sieg ist es offenbar nicht, wie wir am Beispiel aus der Schweiz sehen. Fußballfan muss man auch nicht sein. Und Patriotismus oder gar Nationalismus sind glücklicherweise ebenfalls keine treibenden Kräfte - sonst wäre es nicht ein so bunt gemischtes Treiben.

Vielmehr scheint es mir ein kollektives Mitfiebern, Hoffen und Bangen zu sein. Geteilte Freude - die zur doppelten Freude wird - oder geteiltes Leid - halbes Leid.

Das hat mich zu einem Gedanken an ein Wir-Gefühl inspiriert, das Grenzen und Sportart übersteigt: Wir als Menschen. Wir als Bewohner dieses Planeten - was Tiere und Pflanzen mit einbezieht. Oder gar wir als Schöpfung.

Stell Dir mal vor, die gesamte Menschheit würde zusammen fiebern, hoffen und bangen. Sich gemeinsam freuen oder trösten. Der Gedanke erscheint erstmal naiv.

Aber wenn das landesweit für ein Weiterkommen bei einer Meisterschaft funktioniert, warum soll das nicht auch weltweit angesichts der Herausforderungen unserer Zeit möglich sein? Zumal es ja gemeinsame Ziele sind, die bereits jetzt das Potential zum Fiebern, Hoffen und Bangen haben: Soziale Gerechtigkeit, Friede, Gesundheits-, Umwelt- und Klimaschutz seien hier nur beispielhaft genannt.

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass das kein naiver Gedanke ist, sondern eine Notwendigkeit. Noch Zukunftsmusik, aber das Spiel ist ja auch noch nicht zu Ende. Wir wissen noch nicht mal, ob wir uns noch in der ersten Halbzeit oder bereits in der Verlängerung befinden.

Ob der Gedanke an ein globales Wir-Gefühl nur ein Traum bleibt oder Wirklichkeit wird, entscheidest Du! In Deiner Lebenszeit. Du kannst den Traum - zumindest für Dein Leben - Wirklichkeit werden lassen. Damit ist schon unendlich viel gewonnen. Denn alles ist miteinander verbunden - dieses Thema hatten wir ja bereits eingehend betrachtet.

Und allein das Bewusstsein für diese Verbindung macht es leicht, ein Wir-Gefühl für die ganze Schöpfung zu entwickeln.

 

Lass uns gemeinsam hoffen und bangen, freuen und trösten. Die Schöpfung zählt auf Dich!