Brief 79 - Erfahre Dein Einssein mit der Schöpfung

Mit diesem Text von Sharon Salzberg endete Brief 78:

 

Ohne die Starre von Konzepten wird die Welt transparent und wie von einem inneren Licht erleuchtet. Mit dieser Art von Verständnis wird die Verbundenheit alles Lebendigen ganz deutlich. Wir sehen, dass nichts stehen bleibt, dass nichts getrennt ist, dass das, was wir sind, und derjenige, der wir sind, zutiefst in die Natur des Lebens selbst eingewoben ist. Aus diesem Gefühl der Verbundenheit entstehen Liebe und Mitgefühl.

 

Ergänzend dazu schrieb ich, dass dieser Blick auf die Welt ohne vorgefasste Konzepte ein wahrlich lohnenswertes Experiment darstellt. Dessen Ergebnis könnte nämlich sein, dass Du Dir Deines Einsseins mit der Schöpfung gewahr wirst, womit nicht weniger als das spirituelle Ziel meiner Pilgertouren erreicht wäre!

 

Heute möchte ich Dir einen weiteren Weg ans Herz legen, der Dich zur Erfahrung der Verbundenheit mit Deiner Quelle führen kann. Ein Weg, auf dem starre Konzepte nur hinderlich wären. Und außerdem: Wer möchte denn seinen Geist an heißen Sommertagen mit Konzepten belasten?

 

Dazu gibt es einen Text des Schweden Dag Hammarskjöld, dem zweiten Generalsekretär der Vereinten Nationen. Er kam 1961 bei einem bis heute ungeklärten Flugzeugabsturz in Afrika ums Leben. Nach seinem Tod wurde ihm der Friedensnobelpreis zugesprochen. In Hamburg sind ein Platz und die Brücke beim Dammtorbahnhof nach ihm benannt.

Hammarskjöld hinterließ ein spirituelles Tagebuch, dass er „Vägmärken“, „Wegmarken“ nannte. Es wurde nach seinem Tod veröffentlicht und fand große Beachtung.

 

Es ist ein Text, der sich - Atemzug um Atemzug still gesprochen - wunderbar für eine kurze Sitzmeditation eignet und das Potential hat, Dich sommerlich-leicht in Dein Einssein mit der Schöpfung eintauchen zu lassen.

 

Ich sitze hier vor Dir, Vater, aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat.

Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper hinuntersinken auf den Boden, der mich trägt.

Ich bin ganz da, widerstehe dem Drang, an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier.

Ich lasse los.

Ich sinke und versinke in Dir.

Du überflutest mein Wesen.

Du nimmst von mir Besitz.

Ich lasse meinen Atem zu diesem Gebet der Hingabe werden.

Mein Atem, mein Ein- und Ausatmen, ist Ausdruck meines ganzen Wesens.

Ich tue es für Dich – mit Dir – in Dir.

Wir atmen miteinander…