Vor sechs Wochen gab es in Zusammenhang mit dem in Dir schlummernden Potential mehrere Zitate von Albert Einstein.
Eins davon möchte ich heute - aus gegebenem Anlass - nochmals aufgreifen:
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.
Im März vergangenen Jahres, als noch niemand ahnen konnte, wie es nach der für uns alle völlig neuen Erfahrung eines Lockdowns weitergehen soll, bestand zumindest in einem Punkt Einigkeit: Es soll - ja es muss - sich etwas ändern! Wir wollen unser Leben zurück, aber bitte nicht in den alten, eingefahrenen Pfaden. Es ging um nicht weniger als ein neues Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein blieb nicht eine abstrakte Größe, sondern war klar ausgesprochen: Mehr Miteinander, mehr Gemeinschaft, mehr Achtsamkeit.
Damit war auch umrissen, worauf dieses neue Bewusstsein sich beziehen soll: Die Kostbarkeit unseres Daseins und daraus resultierend die Würdigung unseres Gegenübers - wer auch immer es gerade ist. Vor diesem Hintergrund schwappte eine Welle der Nachbarschaftshilfe und Solidarität über das Land, in deren Dynamik Pflegekräfte, Busfahrer und Kassiererinnen plötzlich zu Helden wurden. Das neue Bewusstsein war greifbar - und wunderbar.
Wo ist dieses neue Bewusstsein eigentlich geblieben? Ich möchte diese Frage nicht in gesellschaftlichen oder sozialen Zusammenhängen betrachten. Das können andere tun. Ich möchte diese Frage an Dich richten: Wo ist dieses neue Bewusstsein in Deinem Leben geblieben?
Denn ob dieses neues Bewusstsein in die Welt kommt, ob es in Deinem Leben Wirklichkeit wird, entscheidest Du. In Deinem Alltag. Deshalb habe ich heute nochmals das Zitat von Albert Einstein an den Anfang gestellt.
Um dieses Bewusstsein im Alltag geht es auch im folgenden Ausschnitt aus einem Gespräch von Howard C. Cutler mit dem XIV. Dalai Lama:
"Denken wir doch nur einmal an all die Menschen, die bei der Herstellung eines Hemdes mitwirken. Stellen wir uns zuerst den Bauern vor, der die Baumwolle anbaut, und auch den Händler, bei dem der Bauer seinen Traktor gekauft hat. Und die Hunderte, wenn nicht Tausende, die mit der Fabrikation dieses Traktors zu tun haben, und schließlich die Menschen, die die Erze, aus denen die Einzelteile des Motors hergestellt werden, gewonnen haben, bis hin zu den Konstrukteuren. Und dann natürlich die Menschen, die diese Baumwolle verarbeitet haben, die den Stoff gewebt, ihn zugeschnitten, ihn gefärbt und genäht haben. Die Hafenarbeiter und Lastwagenfahrer, die dieses Hemd an das Geschäft geliefert haben, den Händler, bei dem wir das Hemd gekauft haben. Dann ist ein Gedanke unvermeidlich: Praktisch alle Aspekte unseres Lebens sind von anderen abhängig."
Vielleicht magst Du in der neuen Woche mit dem Bewusstsein, dass praktisch alle Aspekte Deines Lebens von anderen abhängig sind, beginnen. Kultiviere es als eine Abhängigkeit, die nicht für Bedürftigkeit, sondern für Verbindung steht. Diese Verbindung offenbart sich bereits im Hemd auf Deiner Haut. Und sie lässt sich mit Leben erfüllen: Beispielsweise mit jedem freundlichen Blick in die Augen des Busfahrers und jedem netten Wort zur Kassiererin.