Brief 56 - Das nehmen wir mit!

Am ersten Wochenende im neuen Jahr blicke ich bewusst nicht auf 2020 zurück. Das haben andere schon ausreichend getan - auch wenn sich die meisten dabei nur auf ein Thema fokussierten. Aber auch damit möchte ich Dich an diesem Wochenende nicht strapazieren!

Wir schauen, was zwei Menschen uns bereits vor zwei Jahrhunderten auf den Weg in ein neues Jahr mitgegeben haben:

 

Zuerst Catharina Elisabeth Goethe (1731-1808), Mutter von Johann Wolfgang von Goethe:

 

Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie, und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat für ein Jahr reicht.

Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor.

Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.

Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen.

Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.

 

Und aus der 1864 gesprochenen Neujahrspredigt eines unbekannten Dorfpfarrers in Mecklenburg:

 

Das neue Jahr sei ein Jahr des Lichtes, der Liebe und des Schaffens.

Bringe den Menschen die Krone des Lebens, und lasse die Kronen dieses Lebens menschlich sein.

Setze dem Überfluss Grenzen, und lasse die Grenzen überflüssig werden.

Gib allem Glauben seine Freiheit, und mache die Freiheit zum Glauben aller.

Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Ehemänner dagegen an ihr erstes.

Lasse die Leute kein falsches Geld machen, aber auch das Geld keine falschen Leute.

Gib den Regierungen ein besseres Deutsch, und den Deutschen bessere Regierungen.

Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit, und der Wahrheit mehr Freunde.

Gib den Gutgesinnten eine gute Gesinnung.

Lasse die Wissenschaft Wissen schaffen.

Und lasse die, die rechtschaffen sind, auch Recht schaffen.

Lasse uns nicht vergessen, dass wir alle von Gottes Gnaden sind,

und dass alle allerhöchsten Menschen Demokraten waren.

Gib unserem Verstand Herz und unserem Herzen Verstand.

Auf dass unsere Seele schon hier selig wird.

 

Das nehmen wir mit ins neue Jahr! Weil es auch über 150 Jahre später noch immer aktuell ist.