Am gestrigen Samstag stand mit meiner ersten Pilgertour auf dem Heidschnuckenweg eine Premiere an. Zwar waren wir im Spätsommer öfters auf dem Heidschnuckenweg unterwegs, da die Touren auf dem Jacobusweg in der Lüneburger Heide manchmal dessen Verlauf folgten. Aber eine reine Heidschnuckenweg-Tour gab es noch nicht.
Der Weg ist wunderschön und landschaftlich außergewöhnlich abwechslungsreich, hat es aber gerade auf der ersten Etappe in sich: Das ständige Auf- und Ab summiert sich auf rund 280 Höhenmeter - und das bei uns im Norden!
Das hat die 12 Teilnehmer*innen nicht davon abgehalten, sich diesem „Lebensweg" mit seinem Auf und Ab zu stellen und sich dabei mit den Höhen und Tiefen des Lebens zu befassen.
Dabei ließen wir uns von einem Zitat des 1955 geborenen österreichischen Lehrers, Dichters und Aphoristikers Ernst Ferstl leiten:
Aus Angst vor den Höhen und Tiefen eines sinnlichen, besinnlichen und sinnreichen Lebens pflegen viel zu viele sicherheitshalber ebenerdig zu denken und zu fühlen, zu leben und zu lieben.
Wieviel Höhenflüge und Tiefe darf Dein Leben haben? Magst Du es lieber ebenerdig und kontrolliert oder darf es auch durch Höhen und Tiefen gehen?
Ernst Ferstl bezieht sich auf die Angst vor den Höhen und Tiefen eines sinnlichen, besinnlichen und sinnreichen Lebens. Ein schönes Wortspiel mit drei starken Begriffen, die im Alltag oft eher ein Nischendasein fristen.
Die Sinnlichkeit hat ihre Nische in der Liebesbeziehung oder in der Parfümerieabteilung von Karstadt gefunden, die Besinnung unter dem Weihnachtsbaum und der Sinn in der esoterischen Literatur. OK, das ist vielleicht etwas plakativ.
Aber „besinn“ Dich doch mal, welchen und wieviel Platz diese glorreichen Drei denn in Deinem Leben bekommen haben?
Noch ein weiteres Trio kommt in diesem einen Satz vor: Fühlen, Leben und Lieben. Drei Begriffe, die zwar öfters benutzt werden als die drei zuvor, aber welchen Raum bekommen diese in Deinem Leben?
Fühlen, Leben und Liebe bergen das Potential für viel Höhe und Tiefe. Kein Wunder, dass wir uns oft lieber auf das Denken, Funktionieren und Gefallen und damit auf das Ebenerdige konzentrieren!
Wie auch immer Deine Bilanz zu den beiden Fragestellungen eben ausgefallen sein mag: Vielleicht kann Dein Leben etwas mehr Sinnlichkeit, Besinnlichkeit und Sinn vertragen.
Sinnlichkeit im Hinblick auf all Deine Sinne, Besinnung auf Deine Anbindung an die universelle Schöpferkraft und Sinn in Deinem ganzen Tun und Handeln. Für mehr Fühlen, Leben und Lieben.
Du darfst Dich trauen! Denn Du bist getragen und wirst aufgefangen, wenn Du fällst!
Zum heutigen Abschluss der um 1470 geborene und 1536 in Basel verstorbene Erasmus von Rotterdam, ein bedeutender Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Er war Theologe, Priester, Augustiner-Chorherr, Philologe und Autor zahlreicher Bücher.
Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst, getan zu haben, das tue jetzt!