Brief 301 - Dem Wunder, leise wie einem Vogel, die Hand hinhalten

Vielleicht spürst auch Du den Ruf der Zeit, im Vertrauen auf Dich selbst und das Leben etwas Neues zu wagen, Deinen Weg zu gehen.

Die Lyrikerin Hilde Domin (1909-2006) verstand ihre Gedichte als Lieder zur Ermutigung für solche Aufbrüche und Lyrik als ein Mittel gegen Mitläufertum und Konformität.

Zwischen ihren Worten schwingt das gelebte Vertrauen in das Wunder, das geschieht:

 

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel

die Hand hinhalten

 

Als Kind jüdischer Eltern und Partnerin eines jüdischen Historikers erlebte Hilde Domin Flucht und Vertreibung und verbrachte über 20 Jahre im Exil.

Sich selbst bezeichnete sie als „Dennoch-Menschen“ und ergänzte: „Mein Glaube ist, dass man dennoch Vertrauen, dennoch Zuversicht haben kann.“

Einer ihrer bekanntesten Sätze - er ist auch auf ihrem Grabstein zu finden, lautet:

 

Ich setzte meinen Fuß

in die Luft

und sie trug

 

Mögen Dich Hilde Domins Worte befähigen, auch in unsicheren Zeiten die Hoffnung auf eine tragende Kraft für Deinen Weg nicht aufzugeben.