Brief 258 - Einwilligung

Zum Toten- oder Ewigkeitssonntag möchte ich den Trost sprechen lassen - mit einem Gedicht von Giannina Wedde, welches den Titel „Einwilligung“ trägt.

Es stammt aus ihrem Buch „Es wächst ein Licht in deinem Fehlen“

 

Der Trost hat mich gefragt,

ob ich bereit bin,

durch den Schmerz hindurchzugehen,

anstatt ihn zu umkreisen,

und ob ich meinen Finger

so lange in die Wunde lege,

bis ich das Unversehrte darin fühlen kann.

 

Er hat mich gefragt,

ob ich mich halten lassen werde

von Armen, die nichts je wieder

in Ordnung bringen,

und ob ich schweigen kann,

bis irgendwann wie ein warmer Atem

ein gutes Wort mich streift.

 

Er hat mich gefragt,

ob ich mich bücken werde

zu einer kleinen blauen Blüte am Wegesrand,

ob ich Kirschen von den höchsten Ästen pflücke,

und ob ich es ertragen kann,

wenn mich am Abend

ein Glück ganz ohne Grund befällt.

 

Er hat mich gefragt,

ob ich erahne, dass ich auf nichts ein Anrecht habe,

auch nicht auf die Untröstlichkeit,

weil sich in jedem Augenblick

das Leben selbst an mich verschenkt,

ohne zu zögern und ohne Maß.

 

Wie eine, die noch in die Weite

dieses Wortes wachsen muss,

sagte ich Ja.