Brief 25 - Merk-würdig

Mehr als eine Woche ist seit dem letzten Brief vergangen. Da lag das Pfingstwochenende noch vor uns. Jetzt liegen drei Tage, an denen ich mit zwei Pilgergruppen unterwegs war, hinter mir. Drei Tage mit wenig hoffnungsvoller Wetterprognose und dann doch bestem Wetter zum draußen sein. Nur kurz vor dem Kloster Nütschau, da beglückte der Regen, den das Land so sehr braucht, dann auch uns!

 

Die eintägige Tour am Samstag stand unter dem Titel „merk-würdig“. Dabei haben wir uns mit den Merkwürdigkeiten dieser Welt beschäftigt. Den Schwerpunkt bildete die Betrachtung der Dualität unserer Welt und die daraus folgende Tatsache, dass alles auch ein Gegenteil beinhaltet.

 

In Japan sagt man: "Nur die Gegensätze lehren einen die Welt kennen: Wer nicht ums Dunkel weiß, kann das Licht nicht erkennen."

 

Der chinesische Philosoph Konfuzius (551-479 v.Chr.) erklärte die Dualität für uns so: 

"Yin und Yang, männlich und weiblich, hart und weich, Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Donner und Blitz, kalt und warm, gut und schlecht… Das ist die Wechselwirkung der gegensätzlichen Prinzipien, die das Universum formen."

 

Die Einsicht des Konfuzius hilft auch Dir, Dich von den „Merkwürdigkeiten" der Welt nicht konfus machen zu lassen! Der Schritt dazu ist, in den Gegensätzen die Einheit zu erkennen!

 

Dazu noch eine Stimme eines antiken Philosophen. Diesmal der Grieche Platon (428-348 v. Chr.):

"Nichtwissen schaut auf viele Teile in der Welt.

Weisheit sieht die Vielfalt als Teile innerhalb des Einen."

 

Auch sein „Kollege" Heraklit (550-um 460 v.Chr.) schreibt darüber, wie sich die Gegensätze harmonisieren lassen:

"Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze."

 

Zum Abschluss noch die Formulierung eines Nobelpreisträgers für Literatur: Hermann Hesse (1877-1962 deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler. Bekanntheit erlangte er mit Prosawerken wie  „Siddhartha“ oder „Der Steppenwolf“.)

"Unsere Bestimmung ist, die Gegensätze richtig zu erkennen, erstens nämlich als Gegensätze, dann aber als Pole einer Einheit.“

 

Vielleicht magst Du Dich auf ein Experiment einlassen und richtest Deinen Blick jetzt auf das, was Dir die Tage das Leben schwer gemacht hat, worüber Du Dich gesorgt oder geärgert hast oder was Dich verängstigt und traurig gemacht hat. Und dann suchst Du nach der anderen Hälfte der Wahrheit.

Denn alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten!

Aber damit beschäftigt sich der nächste Brief. Für heute wünsche ich Dir, dass die Würdigung der Gegensätzlichkeiten für Dich hilfreich ist und Du viel Merk-würdiges erkennst!

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