Brief 228 - Segen sei mit Dir

Er hatte einen Job, den er liebte und der seinem Leben einen Sinn gab. Aber eines Tages sah er sich gezwungen, diesen zu kündigen, da er die Machenschaften seiner Vorgesetzten nicht mehr länger unterstützen konnte. Der nun arbeitslose Pierre Pradervand - er begegnete uns bereits im letzten Brief - entwickelte einen tiefen Groll gegen die Leute, die ihn offenbar absichtlich in diese Situation gebracht hatten. „Mein erster Gedanke morgens beim Aufwachen galt ihnen. Ob ich die Straßen entlang ging, einkaufen oder joggen war - dieser Groll nahm immer mehr von mir Besitz, entzog mir meine Energie und raubte meinen inneren Frieden“.

Als spiritueller Mensch war er sich bewusst, dass er sich damit schadete, aber trotz seiner stundenlangen Meditationspraxis, seinen Gebeten und spirituellen Betrachtungen, blieb der Groll beharrlich an ihm hängen.

Angeregt durch einen Satz aus der Bergpredigt veränderte Pierre Pradervand seine Haltung und begann, seine früheren „Verfolger“ auf jede erdenkliche Art zu segnen, indem er seine Aufmerksamkeit auf das Gute in ihnen lenkte. Er segnete ihre Gesundheit, ihre Arbeit, ihre Familien, ihren Frieden, ihren Überfluss und ihre Güte. „Mit Segnen meine ich, den Leuten aus Herzenstiefe und vollkommen aufrichtig das Beste zu wünschen“.

Mit einem einmaligen Segen war die Energie, die er über Monate in die falsche Richtung gelenkt hatte, aber noch längst nicht umgewandelt. Also machte er mit dem Segnen weiter, ob beim Zähne putzen, abwaschen, auf dem Weg zur Post oder vor dem einschlafen.

Damit legte er das Fundament für eine ganz neue Entdeckung, die er Monate später machte, als er begann, auch Menschen auf der Straße, im Bus oder in einer Warteschlange zu segnen. Innerlich und still.

Die sanfte Kunst des Segnens wurde zu seiner größten Lebensfreude. Dabei stellte er fest, dass das Segnen nicht nur eine der wirksamsten Methoden war, um im spirituellen Gleichgewicht zu bleiben, sondern um die Gedanken frei von Negativität, Urteil und Kritik zu halten.

 

Segen sei mit Dir, der Segen strahlenden Lichtes,

Licht um Dich her und innen in Deinem Herzen.

Sonnenschein leuchte Dir und erwärme Dein Herz,

bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer,

und der Fremde tritt näher, um sich daran zu wärmen.

 

Aus Deinen Augen strahle gesegnetes Licht,

wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses,

die den Wanderer locken,

Schutz zu suchen dort drinnen vor der stürmischen Nacht.

 

Wen Du auch triffst, wenn Du über die Straße gehst,

ein freundlicher Blick von Dir möge ihn treffen.

Altirischer Segenswunsch