Brief 220 - Blüten sind Postkarten Gottes

Wenn Blüten, wie im letzten Brief postuliert, Postkarten Gottes sind, dann sind wir wohl die Adressaten.

Vielleicht soll ihre Schönheit in uns die Sehnsucht wecken, unser Leben in einem entseelten System zu verlassen. Uns nicht mehr klein machen und zu einem Gegenstand erklären zu lassen, sondern in unserer eigenen Pracht zu erblühen.

 

Schönheit wird die Welt retten.

Dostojewski

 

Wir sind mehr, als wir glauben. Wir sind keine beseelten Maschinen, die zu funktionieren haben.

Mit unserem Verstand werden wir die Herausforderungen dieser Zeit des Umbruchs nicht mehr lösen. Die aktuellen Krisen verlangen geradezu nach der Beschäftigung mit unserer inneren Wirklichkeit.

 

Aber wer sind wir denn in dieser Schöpfung?

Neben dem Aspekt, dass wir die einzigen Geschöpfe sind, die gegen die Naturgesetze handeln, verfügen wir über außergewöhnliche Begabungen. Wir sind den Naturgesetzen zwar unterworfen, sind aber gleichzeitig frei.

So ist es uns möglich, einen anderen als den rein naturwissenschaftlichen Blick auf die Dinge zu entwickeln. Mythos statt Logos. Schönheit statt Ratio. Denn der isolierte Verstand würde uns in den Wahnsinn führen.

 

Die nächste Stufe der menschlichen Entwicklung ist eine Evolution des Bewusstseins. Wir brauchen die tiefen schöpferischen und machtvollen Kräfte unseres Geistes und ein Erkennen unseres Verhältnisses zum Universum. Dieses Potential ist in jedem von uns angelegt.

Damit die Botschaft der Postkarte Gottes uns zur Einsicht führt und unseren Hunger nach der Wahrheit stillt.

 

Euch und jedem Menschen rate ich,

um Einsicht zu bitten.

Wer nach etwas anderem als danach hungert,

wird niemals gesättigt werden.

Mikhail Naimy (1889-1988, libanesischer Dichter und Philosoph)