Brief 219 - Die unendliche Ferne der Blumenwelt

Stell Dir mal eine Welt vor, in der um 12 Uhr mittags mit dem Läuten der Glocken alle Menschen für fünf Minuten stehen bleiben, ihrem Atem nachspüren und Dankbarkeit empfinden für das Wunder, von dem sie Teil sind.

 

Du könntest das tun und Dich damit dem annähern, was der bereits im letzten Brief zitierte Novalis „die unendliche Ferne der Blumenwelt“ nannte.

 

Jeder von uns hat Zugang zum Wunder. Mit all seinen Sinnen und der Kraft des Bewusstseins. Körper und Geist müssen zusammenwirken, damit wir erkennen, wer wir sind und dass wir mit allem Lebendigen zusammenhängen. Alles ist ineinander verzahnt.

 

Ein besonderer Zugang zu unserer Quelle bildet die Ordnung, Struktur und Schönheit einer Blüte.

Blüten sind Postkarten Gottes aus der Dimension seines Seins.

 

Ihre Botschaft lässt Dich die ganze Schöpfung als ein unendliches Kunstwerk erkennen und die unendliche Ferne der Blumenwelt auf Armeslänge schrumpfen.

Du fängst wieder an zu staunen und gewinnst die Klarheit zurück, die Dich auch Dein wahres Wesen erkennen lässt.

Lassen wir nochmals Novalis sprechen:

 

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Sind Schlüssel aller Kreaturen,

Wenn die, so singen oder küssen,

Mehr als die Tiefgelehrten wissen,

 

Wenn sich die Welt ins freie Leben

Und in die Welt wird zurück begeben,

Wenn dann sich wieder Licht und Schatten

Zu echter Klarheit werden gatten,

 

Und man in Märchen und Gedichten

Erkennt die wahren Weltgeschichten,

Dann fliegt von einem geheimen Wort

Das ganze verkehrte Wesen fort.