Brief 195 - Der verborgene Wert

Die Erinnerung von Rumi, gut auf diesen Tag zu achten, möchte ich heute mit der Empfehlung ergänzen, auch die - zumindest auf den ersten Blick - belanglosen Dinge wertschätzen zu lernen. Und was kann dazu besser geeignet sein, als eine Erkenntnis aus Santiago de Compostela, dem Ziel aller Jakobswege?

 

Als die Pilgerströme wegen der Angst vor dem Corona-Virus zum Erliegen kamen, bahnten sich auf dem Platz vor der Kathedrale die Wildkräuter ihren Weg durch die Ritzen der Pflastersteine. Der spanische Stadtplaner und Architekt Ángel Panero Pardo konnte während dieser Zeit mit Wärmebildkameras nachweisen, dass das, was wir gerne als „Unkraut“ abtun, die Bodentemperatur um bis zu 28 Grad Celsius absenken konnte. Das Ergebnis war ein Wohlfühlklima an Stelle der üblichen Sommerhitze.

 

Es kann also sinnvoll sein, den verborgenen Wert einer Sache zu entdecken. Denn -  wie Friedrich von Schiller bereits vor 225 Jahren festgestellt hat:

 

Nichts in der Welt ist unbedeutend.

 

Vielleicht hilft Dir diese Erkenntnis sogar, Dein eigenes Selbstwertgefühl zu hinterfragen.

Der deutsch-österreichische Philosoph Emanuel Wertheimer (1846-1916) meinte hierzu lakonisch:

 

Uns nicht überschätzen, heißt uns beleidigen.

 

Schließlich sind wir alle Schöpferkraft!