Am heutigen Sonntag begehen wir den Sonntag „Jubilate“, der dem Lob der Schöpfung gewidmet ist. Ich hoffe, Du findest diesen Hinweis angesichts der aktuellen Situation nicht zu weltfremd… Mir ist er wichtig, denn er erinnert mich an meine geführten Pilgertouren, die allesamt unter der Überschrift „Einssein mit der Schöpfung“ stattfinden. Wohlverstanden nicht mit frommen Sprüchen, sondern durch die persönliche Erfahrung unseres Einsseins mit der Natur und der Gesamtheit der Schöpfung. Und natürlich, wie in den vergangenen Briefen erläutert, auch unserer Verbindung mit der universellen Schöpferkraft.
Und genau diese Touren möchte ich jetzt wieder aufnehmen. Nach derzeitiger Lage können wir davon ausgehen, dass die für diese Woche angekündigten Lockerungen kirchliche Aktivitäten - und hierzu darf sich das Pilgern glücklicherweise zählen - unter Auflagen wieder erlauben werden. Hinzu kommt, dass Aktivitäten im Freien gemeinhin als wenig risikobehaftet gelten. Ich bin also optimistisch, und die Teilnehmer der Tour am kommenden Samstag sind entsprechend informiert.
Ich möchte aber nicht verheimlichen, dass ich mich noch aus einem weiteren Grund zu diesem Schritt entschlossen habe. Nachdem mir in den vergangenen Tagen immer mehr Stimmen von Virologen, Ärzten und Wissenschaftlern, die die aktuellen Maßnahmen teilweise sehr kritisch sehen, zu Ohren gekommen sind, begann mein gesunder Menschenverstand zu rebellieren. Ich hatte plötzlich das ungute Gefühl, dass ich durch die von mir bislang als Informationsquelle genutzten Medien ziemlich einseitig informiert werde. Ja, es kam sogar das Gefühl auf, dass kritische Stimmen, und damit meine ich ausdrücklich nicht irgendwelche Leugner oder Verschwörungstheoretiker, sondern seriöse Menschen der oben genannten Berufsgruppen, nicht zu Wort kommen sollen bzw. dürfen.
Bitte versteh mich nicht falsch: Weder möchte ich Dich hiermit verunsichern noch will ich hier die verschiedenen Positionen diskutieren. Jeder kann im Internet die entsprechenden Informationen finden und darf sich seine eigenen Meinung bilden. Meine innere „Rebellion“, die ich eben beschrieb, liegt in erster Linie darin begründet, dass die verantwortlichen Politiker sich ganz offensichtlich weigern, Experten, die anderer Meinung sind, mit in die aktuellen Entscheidungen einzubinden.
Ich wünsche mir, dass in unserer Gesellschaft mit Respekt andere Meinungen geäußert werden dürfen und angehört werden. Zum Wohle von uns allen!
Ich möchte nicht, dass Menschen, die sich nach Freiheit und Gemeinsamkeit sehnen und sich um ihre Existenz sorgen, auf Grund einseitig gefällter Entscheidungen in ihren Grundrechten eingeschränkt werden oder etwas tun müssen, was ihrer Gesundheit sogar abträglich sein könnte. Und ich selbst möchte nicht gegen meine innerste Überzeugung handeln! Ich tue, was nach meiner Meinung getan werden muss - wohlverstanden unter Einhaltung von auch nach meiner Meinung durchaus sinnvollen temporären Anordnungen wie einem Mindestabstand.
Und damit komme ich zum zweiten Anlass, den wir am heutigen Sonntag begehen: Dem internationalen Tag der Pressefreiheit!
Ich hätte es nicht gedacht, aber ich mache mir momentan tatsächlich Sorgen um diese wichtige Freiheit. Diese Sorge liegt darin begründet, dass ich, um alle Stimmen zu hören und mir meine eigene Meinung zu bilden, auf das Internet angewiesen bin und selbst dort die Erfahrung machen muss, dass fundierte Beiträge regelmäßig gelöscht werden.
Mir geht es mit diesen Briefen ausdrücklich nicht um die Vertretung von Positionen, sondern darum, dafür zu sorgen, dass nicht die Angst über Herz und Verstand bestimmt! Das hilft weder Dir noch Deinen Mitmenschen. Auch darum werde ich mich wieder mit Pilgernden auf den Weg begeben.
Jubilate und Sorge sind also heute meine Begleiter. Und beide gilt es im Auge zu behalten. Denn beide haben ihre Berechtigung. Und so wünsche ich Dir, dass Du nicht in Angst und Sorge stecken bleibst, sondern den Blick für die Schöpfung, die Lebenskraft, nicht verlierst. Denn Du lebst ja. Jetzt!
Jubilate!