Brief 167 - Liebt eure Feinde

Vergebung geschieht durch Dich!

Indem Du Dir und Deinem Gegenüber vergibst, erlöst Du Dich und Deine Welt.

 

Es war kein Spaziergang, mit dem Brief 166 aufwartete. Zumindest dann nicht, wenn es um die Vergebung von Gesinnungen geht, die mit unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit und Gemeinsinn völlig konträr gehen. Wenn wir Menschen vergeben sollen, deren Handeln sich durch nichts rechtfertigen lässt. Dann scheint der Weg „ab-wegig“ und verstellt.

 

Zu unser aller Entlastung möchte ich vorwegnehmen, dass Vergebung - gerade im Hinblick auf die Kriegstreiber und Unterdrücker, von denen wir täglich in den Nachrichten hören - nicht „mal eben so“ - quasi auf Knopfdruck, gelingen kann. Auch wenn die Erlösung genau diese allumfassende Vergebung erfordern wird.

 

In der proklamierten Zeitenwende feiert Vergebung gerade nicht Konjunktur. Und so bewege ich mich mit meinem Versöhnungsthema auf dünnem Eis. Aber auch in guter Gesellschaft…

 

Das Markusevangelium ist ganze zwei Kapitel alt, als der Mann aus Nazareth sich dafür rechtfertigen muss, dass er Menschen Sünden vergibt und dadurch Kranke heilt.

Man wirft ihm vor, dass er die Gehilfen der römischen Besatzungsmacht im Heiligen Land - Zöllner, Geldeintreiber, Heiden - an seinen Tisch einlädt.

Auf solche Anfeindungen antwortet er beinahe lapidar, dass ein Arzt nicht zu den Gesunden, sondern zu den Kranken kommt.

Seine Botschaft an die „Sünder“ ist: Selbst wenn sie euch alle ausstoßen, braucht ihr eine Güte, die euch leben lässt. An diese Güte konntet ihr womöglich ein Leben lang nicht glauben, aber ich kenne diese Güte und lade euch ein.

 

Dieser Jesus wird sich von seinem Weg nicht abbringen lassen. Er akzeptiert die Trennung zwischen den Guten (den Frommen, den Anständigen…) und den Bösen (den Verrätern, den Unanständigen…) nicht. Er sieht uns Menschen weder als Gut noch als Böse, sondern als Suchende, Leidende, Hilfsbedürftige.

 

Wie kommt er dazu, sich den Gesetzesbrechern und Ungläubigen zuzuwenden?

Seine Antwort ist, dass man sich in der Wahrnehmung irrt. Denn Menschen sind nicht frei. Die Tragödien ihres Lebens haben den Charakter geformt.

Die Menschen, die andere leiden lassen, sind selber Leidende. Die Menschen, die andere zu Opfern machen, sind selber Opfer.

 

Menschliche Entwicklung braucht Güte. Von Geburt an und ein Leben lang. Sie benötigt Vertrauen und Versöhnung an Stelle von Angst und Gewalt.

 

Die Botschaft des Mannes aus Nazareth spricht Klartext: Überwindet das Böse durch das Gute.

Liebt eure Feinde.