Brief 133 - Alles löst sich in Liebe auf

Die Einsamkeit, von der Senthuran Varatharajah im letzen Brief sprach, sieht er als einen Seinszustand, aus dem heraus wir uns mit uns selbst, unseren Mitmenschen und mit der Schöpferkraft anders in Verbindung setzen können.

 

Weil wir uns selbst in unserer eigenen Getrenntheit und Traurigkeit erfahren.

Weil wir unser Gegenüber in ihrer/seiner Ausgesetztheit und Hilflosigkeit erleben.

Und ja: Weil wir Gott in seiner Einsamkeit wahrnehmen können.

 

Dieser Aspekt lässt Senthuran Varatharajah im selben Interview, von dem der letzte Brief handelte, die berührende Frage aufwerfen:

"Was ist unsere Einsamkeit im Vergleich zu Gottes Einsamkeit, die dazu geführt hat, dass er uns erschaffen musste?"

 

Einsamkeit ist - wie wir bereits beleuchtet haben - das Grundproblem der menschlichen Existenz.

Gleichzeitig ist sie aber auch der Seinszustand, aus dem heraus die bedingungslose, wahre Liebe emporsteigt:

 

Wenn wir uns selbst in unserer Getrenntheit und Traurigkeit erfahren, kann sich wahre Selbstliebe entwickeln.

Wenn wir unser Gegenüber in seiner/ihrer Ausgesetztheit und Hilflosigkeit erleben, können wir wahre Liebe weitergeben.

Und ja: Wenn wir Gott in seiner Einsamkeit wahrnehmen, dann vereint sich die ganze Schöpferkraft in der Liebe.

 

Dann hat sich das Grundproblem unserer Existenz in der Liebe aufgelöst.

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Die Liebe ist ein Erleben des Anderen in der eigenen Seele.

Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes.

Rudolf Steiner