Links von meinem Notebook steht ein Strauß Rosen und von rechts ertönt gerade „O Isis und Osiris, welche Wonne“ - mein Lieblingsstück aus der Zauberflöte.
Ich will Dich hier aber nicht mit dem langweilen, was ich gerade sehe oder höre. Das bringt weder Dich noch mich weiter!
Denn wenn ich eine Rose nur sehe, erkenne ich noch lange nicht das Wunder, dass die Dornen Rosen tragen und höre nicht, wie sie schweigend die Sprache des Duftes spricht.
Und wenn ich die Zauberflöte nur höre, berührt mich noch längst nicht die Genialität ihres Komponisten und jener Klang, der aus der Ewigkeit hindurchzutönen scheint.
Dazu muss ich die Dinge nicht nur mit meinen Augen sehen. Ich muss mit meinem Herzen hindurchschauen.
Und ich darf die Dinge auch nicht nur mit meinen Ohren hören. Ich muss mit meinem Herzen hindurchlauschen.
Dein „Herzensauge“ und Dein „Herzensohr“ zu kultivieren, bringt Dich in der Tat - wie eingangs angedeutet, weiter. Es bewahrt Dich nicht nur vor vorschnellem Benennen, Bewerten und Urteilen. Es öffnet Dir auch den Zugang zum unsichtbaren und unsterblichen Geist, der hinter der sichtbaren und vergänglichen Materie verborgen ist. Du erkennst die Wahrheit hinter den Formen und Tönen.
Wie kultivierst Du dieses Hindurchschauen und Hindurchlauschen?
Am einfachsten, Du betrachtest und hörst die Dinge immer wieder so, als würdest Du sie das allererste Mal sehen oder hören. Wie ein kleines Kind, welches, statt mit dem Verstand zu benennen, einfach nur staunt.
Dann verändern sich die Dinge ganz plötzlich. Es ist eine Veränderung, die Du nicht verstehst, sondern spürst. Du lässt Dich von der Wahrheit hinter den Dingen berühren.
Für den Fall, dass Dir das zu spirituell erscheint, lasse ich an dieser Stelle Max Planck, Nobelpreisträger für Physik und Begründer der Quantenphysik, sprechen:
Wenn Sie die Art und Weise ändern, wie Sie die Dinge betrachten, ändern sich die Dinge, die Sie betrachten.
Oder, in einem Vortrag über Sinn und Grenzen der Wissenschaft, gehalten im November 1941:
Der unermesslich reichen, stets sich erneuernden Natur gegenüber wird der Mensch, so weit er auch in der wissenschaftlichen Erkenntnis fortgeschritten sein mag, immer das sich wundernde Kind bleiben und muss sich stets auf neue Überraschungen gefasst machen.
Auf seinem ersten „Hagios“ Album hat der von mir hochgeschätzte Komponist und Flötist Helge Burggrabe das Stück „Herzensauge, Herzensohr“ veröffentlicht. Der einfache Text von Franz-Xaver Jans-Scheidegger und die schöne Musik laden förmlich dazu sein, hindurchzuschauen und hindurchzulauschen. Und mitzusingen!
Damit Du das immer wieder tun kannst, darf ich hier - mit Helge Burggrabes Zustimmung - die Audiodatei und den Liedtext mit Noten veröffentlichen.
Gleichzeitig möchte ich Dir seine Musik und seine vielfältigen Projekte empfehlen: https://burggrabe.de