Brief 117 - Wahre Meisterschaft

Dem Ego den Tod zu wünschen und dazu Oshos Empfehlung, Du mögest Dich dazu so annehmen, wie Du bist und alle Gedanken über die Zukunft fallenlassen, war ja ziemlich „starker Tobak“… Ich würde durchaus verstehen, wenn es Dir als ziemliche Zumutung vorgekommen sein sollte.

Denn dahinter stecken absolut nachvollziehbare Gedanken: Was bleibt denn noch von mir, wenn mein lange gehegtes und gepflegtes Selbstbild verschwindet? Wie soll ich mich denn überhaupt noch weiterentwickeln, wenn ich keine Pläne mehr schmieden soll und einfach alles so annehmen würde, wie es ist? Und was ist eigentlich mit meinen Gefühlen - meiner Sehnsucht nach Liebe? Alles nur Ego - weg damit?

 

Natürlich nicht! Aber betrachten wir die Fragen der Reihe nach:

 

Wenn Dein Ego stirbt, bedeutet dies, dass Du Dich aus der Identifikation mit der manifestierten Welt der Formen und ihrer vermeintlichen Realität befreist.

Du erwachst zu Deiner Wirklichkeit - Deinem Einssein mit der unmanifestierten Schöpferkraft hinter den Formen.

 

Was sich daraus entwickelt, ist eine tiefe Verbindung mit allen Geschöpfen und wahres Mitgefühl, woraus Du den anderen auf der ursächlichen Ebene ihres Leidens hilfst.

Du betrachtest die Welt so, wie sie ist und heilst sie nicht nur aus Deinem Tun, sondern allein schon aus Deinem Sein heraus. Einem Sein, das einen Frieden ausstrahlt, in dem sich aller Unfriede auflöst.

 

Die vergänglichen Freuden dieser Welt kannst Du nach wie vor genießen. Aber Du hast keine Angst mehr, etwas zu verlieren, Du brauchst nichts mehr festzuhalten.

Kein Ego möchte mehr gefüttert werden, weil Du mit etwas verbunden bist, das unendlich größer ist als jedes irdische Vergnügen und jedes erschaffene Ding.

 

Der buddhistische Mönch und Molekularbiologe Matthieu Ricard hat das so ausgedrückt:

 

Wenn man einen Zustand der inneren Freiheit von den Emotionen erreicht, so heißt das nicht, dass man apathisch oder gefühllos wird oder die Welt deswegen ihre Farbigkeit verliert.

Statt ständig zum Spielball negativer Gedanken, Launen und unseres Temperaments zu werden, sind wir dann einfach zu Meistern geworden.

 

Zu Meistern, die durch ihr Sein den Frieden Gottes verkörpern. Oder - wie Eckhart Tolle es beschreibt: „Du wirst zum Licht der Welt, zu einem Ausströmen reinen Bewusstseins, und damit beseitigst Du das Leiden auf der ursächlichen Ebene. Du befreist die Welt von Unbewusstheit."

Das ist wahre Meisterschaft!